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[Vorschau] Scythe

Kritiken und Rezensionen: Wie ist Spiel XY?
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Jerry
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[Vorschau] Scythe

Beitragvon Jerry » 18. August 2016, 21:27

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Auf Platz 1 der BGG Hotlist finden wir seit 2-3 Wochen „Scythe“, das neueste Spiel von Jamey Stegmaier, das bereits in einer US Ausgabe vorliegt und in Essen nun auch auf deutsch kommen wird.

Schon der erste Blick auf Scythe zeigt schnell, warum dieses Spiel Hype-Potenzial hat. Scythe ist ein 4X-Spiel, das in einer so genannten alternativen Realität kurz nach dem ersten Weltkrieg spielt. In einem fiktiven Osteuropa sind wir Spieler Führer von Nationen, die ihr Territorium expandierenden, neue Gebiete erschließen, dort Ressourcen ausbeuten und dafür gigantische BattleMechs aufmarschieren lassen. BattleMechs? Erster Weltkrieg? Richtig! Scythe ist eines dieser Spiele, die – ähnlich wie im SteamPunk-Genre – scheinbar unvereinbare Stilelemente miteinander vermischen und das allein reicht oft schon aus, um themenverliebte Spieler hyperventilieren zu lassen. Auf die Spitze getrieben wird das ganze bei Scythe dann aber durch die Optik von Cover und Spielkarten, die schlicht und ergreifend als spektakulär bezeichnet werden muss. Der Grafiker Jakub Rozalski mischt hier die Ästhetik des Realismus mit futuristischen Elementen, die an Krieg der Welten erinnern.

Aber wir sind ja Spieler. Profispieler. Und als solche lassen wir uns von cooler Optik nicht beeindrucken, sondern schauen auf die inneren Werte eines Spiels. Worum also geht es bei Scythe? Wir haben hier, wie bereits gesagt, ein 4X Spiel. Startend von einer Heimatbasis breiten wir uns auf dem offenen Spielplan aus und erschließen neue Felder,um dort Ressourcen in Form von Holz, Metall, Nahrung oder Öl zu erwirtschaften. Dies bewerkstelligen wir mit zivilen Einheiten in Form von Arbeiter und Gebäuden . Unterstützend haben wir mehrere Mechs, sowie einen Anführer, die als militärische Einheiten auf dem Brett Unfrieden stiften können.

Um das Spiel zu gewinnen, müssen wir zum einen möglichst viele Ressourcen erwirtschaften, und zum anderen möglichst viele Teilziele erreichen. Teilziele können zum Beispiel sein, alle vier Mechs ins Spiel zu bringen, zwei Schlachten zu gewinnen, alle Gebäude zu bauen oder maximales Ansehen erreichen. Das Ansehen einer Nation ist in Scythe sowieso ein wichtiger Faktor, denn es wirkt bei der Endwertung als eine Art Multiplikator für alle anderen Punktekategorien.

Die Spielstruktur von Scythe ist dabei recht eingängig: jeder Spieler hat ein Aktionstableau, auf dem vier verschiedene Aktionspaare abgebildet sind. Wenn ich am Zug bin, wähle ich eines der Paare und führen dann eine oder beide Aktionen aus. Dabei besteht jedes Paar aus einer oberen und unteren Aktion. Die obere Aktion dient dabei grob dem Erwerb von Territorien oder Rohstoffen, während die untere Aktion Rohstoffe kostet und unsere Nation in irgendeiner Form weiterentwickelt.

Die oberen Aktionen sind:
  • Kampffähigkeiten verbessern
  • Ressourcen produzieren
  • Einheiten über das Brett bewegen
  • Ressourcen handeln

Die unteren Aktionen sind:
  • Mein Tableau verbessern („Entwickeln“)
  • Eine neuen Mech bauen
  • Ein Gebäude bauen
  • Einen Spielbonus (einmalig & dauerhaft) erwerben („Rekrutieren“)

Der langfristige Bogen des Spiels ist damit vorgezeichnet und ähnelt dem Ablauf der meisten 4X Spiele: zunächst entsenden wir Arbeiter in heimatnahe Territorien und bauen eine Maschinerie zum Erwirtschaften von Ressourcen auf. Mit diesen Ressourcen verbessern wir dann unsere Schlagkraft, indem wir Mechs und Gebäude aufs Brett bringen und unsere Aktionen effizienter machen. Das Verbessern von Aktionen besteht dabei im Prinzip daraus, ihre Kosten zu senken und ihre Erträge zu erhöhen.

Für zusätzliche Abwechslung bietet Scythe einige asymmetrische Elemente: jede Nation und jeder Anführer hat individuelle Sonderfähigkeiten und auf den Aktionsbrettern der Spieler sind die oberen und unteren Aktionen in unterschiedlichen Kombinationen vorhanden. Desweiteren gibt es in jeder Partie neue und individuelle Ziele, die wir natürlich voreinander geheim halten. Auch die Begegnungskarten (s.u.) sorgen dafür, dass jeder Partie leicht anders verläuft.

Einen näheren Blick verdienen die Mechs und die Anführerfigur. Mechs sind militärische Einheiten, mit denen ich gegnerische Felder angreifen und besetzen kann. Angriffe auf mit zivilen Einheiten besetzte Territorien gelingen dabei automatisch, kosten meine Nation aber wertvolle Ansehenspunkte. Kämpfe gegen andere Mechs werden über ein verdecktes Bietverfahren abgehandelt: zu meiner Basisstärke addiert jeder Spieler geheim eingestellte Stärkepunkte, die nach dem Kampf verloren sind. Dies garantiert, dass ein militärisch führender Spieler die anderen nicht immer und immer wieder überrollen kann. Interessant ist auch, dass jeder neu gebaute Mech einen kleinen Spielbonus gewährt. So kann man zu Beginn des Spiels z.B. keine Flüsse überqueren, diese Fähigkeit dann aber durch den Bau eines bestimmten Mechs freischalten.

Unser Anführer ist ebenfalls eine militärische Einheit, mit dem wir Kämpfe ausfechten können. Zusätzlich besitzt der Anführer die Fähigkeit so genannte Begegnungen zu erleben. Begegnungen finden statt, wenn ein Territorium zum ersten mal von einem Anführer betreten wird. Man zieht eine Begegnungskarte und handelt den darauf stehenden Text ab, der uns stets die Wahl zwischen drei Optionen lässt und stets eine kleine Belohnung bringt. Das erinnert entfernt an den Begegnungsmechanismus aus „Oben und Unten„.

Überhaupt finden sich in Scythe einige Anleihen aus anderen Spielen. Die Gebäude erinnern nicht nur in Form sondern auch in Funktion an die Gebäude aus Viticulture vom gleichen Autor. Das Prinzip, dass Teilziele erreicht werden müssen und diese mit einem Stern markiert werden haben wir in Euphoria schon gesehen, das – Überraschung – ebenfalls aus Stegmaiers Feder stammt. Und das sukzessive Freischalten und Verbessern von Aktionen auf unserem Tableaus, erinnert zu guter Letzt an Terra Mystica.

Natürlich gilt wie immer: ohne Probepartie verbietet sich jede Art von spielerischer Vorbewertung. Thema und Optik des Spiels wirken natürlich verführerisch, die Mechanik sieht zumindest vielversprechend aus. Bei einem angestrebten Straßenpreis von um die 70 € wird von einem Impulskauf allerdings vorerst abgesehen.

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